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Bonn, Salonorgel

Diese neue Salonorgel dient einem Bonner Orgelenthusiasten als Haus- und Übungsorgel

 

Diese neue Orgel im Bonner Raum wurde für einen begeisterten Hobby-Organisten als Hausorgel erbaut. Inspiriert von romantischen Salonorgeln französischer Ausprägung, wie sie aus der Werkstatt von Cavaille-Coll bekannt sind, wurde sie in ein Gründerzeithaus hineinkomponiert, wo durch ca 4.20 m hohe Stuck-Decken zwar genügend Höhe, allerdings nur sehr wenig Grundfläche zur Verfügung stehen.

 

Das Instrument sollte also vor allem das gewünschte romantische „musikalische Programm“, hier als "kammermusikalische Symphonik" bieten, ohne ein allzu großes Raumvolumen einzunehmen. Damit die Orgel auch im sehr leisen Bereich spielbar ist, wurden zwei wirkungsvolle Schwellkästen, jeweils mit vorderen Schwellflächen und zusätzlichen Dach-Schwellklappen vorgesehen. Dennoch wollten wir keinen großen Wohnzimmerschrank gestalten, sondern eine richtige Orgel mit einem eleganten, schnörkellosen Gehäuse aus feinster, geölter Spessart-Eiche.

 

Im Ergebnis findet man nun einen grandiosen Orgelschrein mit vier prominent sichtbaren Orgelpfeifen aus Zinn und einer großen Schwellfront mit waagerechten Jalousien, die den optischen Rhythmus der Orgel bilden. Die Spieltischtreppen und die Labien des hölzernen Quintaton 8’, das einzige nicht schwellbare Register, setzen neben den handgehobelten Zinn-Prospektpfeifen einen lebendigen Farbakzent durch das kräftige Rot des Pflaumenholzes.

 

 

Der Spieltisch ist mittig vorn angebaut, um bei optimaler Hörbarkeit eine sensible, direkte Traktur zu ermöglichen (die 6 mechanischen Koppeln werden von vorne reguliert). Der schnelle Registerwechsel ist durch die elektrische Registertraktur und eine Setzerkombination mit 9.999 Speicherplätzen realisiert. Die gewünschte dreimanualige Spielanlage erreichten wir durch einen vom Auftraggeber erdachten Trick, der uns bisher unbekannt war : Das dritte Manual spielt, wie die untere Klaviatur, die Grand Orgue an, im dritten Manual aber greifen die drei Manualkoppeln vom Recit nicht ein, so dass tatsächlich drei Klangebenen möglich werden, insbesondere ohne die Starrheit des üblichen Koppelmanuals. Denn gerade durch die Äqual- und Oktavkoppeln lässt sich das Recit in der Grand Orgue optimal variieren.

 

Alle Registergruppen sind möglichst vielseitig angelegt: Die Grand Orgue verfügt mit dem Principal 8’ (C – ds° offen, aus Holz), dem Bourdon 16’ (dessen Rückwände bilden von C-cs° die Seitenwände der Orgel) und drei 8’-Flöten (Flûte chemineé 8’, Flûte harm. 8’ – diese von C – ds° zusammengeführt – und dem obertönigeren Quintaton 8’) über ein üppiges Klangfundament, das mit Préstant 4’ und Doublette 2’ den Prinzipalchor ermöglicht. Dem Pedal werden daraus drei Stimmen als Transmissionen zugeführt: Soubasse 16’, Basse 8’ (aus der Flûte chemineé 8)’ und Préstant 4’.

 

Im separaten Schwellkasten des Recit stehen die typischen Farbstimmen des französischen 19. Jahrhunderts, die von C – A kropfgedackte Viole de Gambe 8’, die schwebende Voix celeste 8’ (ab c°), mit Cor de nuit 8’ und Flûte douce 4’ gedeckte Register und das vielseitig verwendbare Basson-Hautbois 8’, dessen tiefe Pfeifen zur leichteren Stimmbarkeit und zur Unterbringung der vollen Becherlänge ins Untergehäuse abgeführt sind. Und weil all das durch den vorderen Schweller der Grand Orgue zusätzlich beeinflusst werden kann, ist die Orgel sogar in allerleisesten Varianten spielbar.

 

Um dieses musikalische Programm technisch auf nur 95 cm Tiefe zu realisieren, mussten wir Orgelbauer tief in die "Ideenkiste" und zu höchster Präzision greifen. Zwölf Register, dazu noch drei Transmissionen laden nun ein, den Klangreichtum dieser kleinen – und doch riesengroßen – Orgel auszuprobieren.

Der Besitzer ist jedenfalls hellauf begeistert.

Hans-Wolfgang Theobald

 

zur Disposition…