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Bonn, Münster St. Martin

Im Sommer 2011 feierte die große Klais-Orgel im Bonner Münster ihren 50. Geburtstag  

 

Wechselvolle Geschichte

Was seine Orgeln angeht, kann das Bonner Münster eine wechselvolle Geschichte vorweisen: Schon um das Jahr 1230 hallten die ersten Klänge durch die Kirche, die damit eine der ersten Orgelanlagen Deutschlands beherbergte – damals noch an der Ostwand im nördlichen Querschiff. Im 15. Jahrhundert zog die Orgel um ins Mittelschiff, wo sie wie ein Schwalbennest hoch über den Köpfen der Kirchgänger „klebte“. Im Jahr 1652 wurde im Westchor des Münsters eine neue Orgel errichtet - ein gewaltiges und für die damalige Zeit mit 1.200 Talern exorbitant teures Instrument, auf dem übrigens auch der junge Beethoven Unterricht erhielt. Keine 150 Jahre später, 1794, fand eine neue, ursprünglich für die lettische Stadt Riga bestimmte und von den französischen Besatzern mit einem „Exportverbot“ belegte Orgel ihren Platz im Münster. Auf diesem vom Poppelsdorfer Orgelbauer Peter Kemper erbauten Instrument wurde bis in die 1920er Jahre gespielt, bevor die Orgelbauwerkstatt Klais den Auftrag erhielt, eine große Münster-Orgel zu erbauen.

 

 

Stolze 109 Register sollte das Instrument erhalten, doch reichte das Geld zunächst nur für eine kleinere Anlage mit 30 Registern, die wiederum als Grundlage für eine große Orgel mit 70 Registern diente. Diese wurde noch im Krieg eingeweiht, aber nur fünf Jahre später durch eine Luftmine stark beschädigt. Aus den noch brauchbaren Teilen baute die Firma Klais bis 1948 eine Behelfsorgel, die bis 1961 ihren Dienst tat; dann schließlich zog die neue Orgel ins Bonner Münster ein, die am 12. November des gleichen Jahres eingeweiht wurde – eben jenes Opus 1208 mit 60 Registern und 4616 Pfeifen der Firma Klais, dessen Jubiläum in diesen Tagen gefeiert wird.

 

 

1982 erweitert und neu intoniert besitzt die Große Klais-Orgel heute 69 Register mit 5112 Pfeifen, verteilt auf 4 Manuale und Pedal. Zuletzt wurde das Instrument 2002 generalgereinigt und intonatorisch optimiert. „Traumhafte klangliche und spieltechnische Möglichkeiten“ bieten sich damit nicht nur dem Münster-Kantor; neben den liturgisch aktiven Organisten sind es insbesondere die Konzertsolisten, die voll des Lobes für diese große Orgel sind. „Wie phantastisch das Instrument geeignet ist, alle Stilepochen klanglich mustergültig wiederzugeben, wird an den neun von uns eingespielten CDs deutlich“, schwärmt Markus Karas. „Ob Barockmusik, deutsche Romantik  oder französische Musik aus den vergangenen Jahrhunderten: Die charakteristischen Register stehen nicht nur zur Verfügung, sondern klingen auch so, wie der Fachmann und der spezialisierte Hörer es erwarten.“

 

 

Zeitgenössische Bildhauerei

Dabei erschließt sich die Faszination der großen Klais-Orgel nicht nur akustisch, auch optisch ist sie einen zweiten und dritten Blick wert. Gestaltet von dem in Hennef (Sieg) gebürtigen Bildhauer Manfred Saul, zeigt das mit hölzernen Skulpturen geschmückte Gehäuse der Orgel, der so genannte Orgelprospekt, nicht nur biblische Begebenheiten; festgehalten sind auch zeitgenössische Ereignisse wie beispielsweise die erste erfolgreiche Transplantation eines menschlichen Herzens und die ersten Astronauten im All. Auch unter Kunsthistorikern ist die große Münster-Orgel nicht zuletzt deshalb weit über Bonner Grenzen hinaus bekannt.

 

 

Text und Photos: Bonner Münster, Photograph: Norbert Bach

 

 

 

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